Agroforst – Feldbau oder Reben kombiniert mit Bäumen
Landwirtschaftsbetriebe und Winzer, die sich für Agroforst entscheiden, nutzen die positiven Eigenschaften von Bäumen und Sträuchern um die Bodenfruchtbarkeit zu fördern und ihre Produktion an den Klimawandel anzupassen. Mit dem Förderpreis Agroforst unterstützt der Kanton Aargau innovative Betriebe, die ein Agroforst-System aufbauen und ihre Erfahrungen mit anderen teilen möchten.
Förderpreis Agroforst Aargau - das sind die Gewinnerinnen und Gewinner
Rolf Treier, Gipf-Oberfrick/Bözberg
Karin und Thomas Wüthrich, Elfingen
Der Förderpreis Agroforst Aargau ist ein Projekt von Landwirtschaft Aargau und der Abteilung Landschaft und Gewässer im Rahmen des kantonalen Entwicklungssschwerpunktes Klima. Die Gewinnerinnen und Gewinner erhalten ein Preisgeld von jeweils 10'000 Fr. sowie und eine fachliche Begleitung bei der Umsetzung ihrer Projekte.
Partner: Bauernverband Aargau, Verband Aargauer Obstproduzenten, FiBL Schweiz, Fonds Landschaft Schweiz, IG Natur & Landwirtschaft, Birdlife Aargau, Jurapark Aargau, Silvocultura GmbH, Stiftung KLAS, Verein Hochstamm Freunde
Kontakt: Niklaus Trottmann, 062 855 86 54, niklaus.trottmann@ag.ch
Der Begriff «Agroforst» bezeichnet die Kombination von Bäumen oder Sträuchern mit landwirtschaftlichen Unterkulturen auf derselben Fläche. Möglich ist eine Kombination mit Ackerbau, Gemüse- und Beerenanbau, Reben, anderen Spezialkulturen, Futterbau oder Weidehaltung. Die Gehölze sind typischerweise in Reihen gepflanzt, damit dazwischen eine Bewirtschaftung mit den gängigen Landwirtschaftsmaschinen möglich ist.
Im Rebbau ist für die Kombination mit Bäumen auch der Begriff «Vitiforst» gebräuchlich.
Mit dem Klimawandel nehmen Wetterextreme zu. Bei Starkniederschlägen schützen die Baumstreifen den bearbeiteten Boden vor Erosion. Auch die Nährstoffe aus Düngemitteln, die sich bei anhaltenden Regenfällen in tiefere Bodenschichten verlagern, werden von den Baumwurzeln aufgenommen und ins System zurückgeführt. Das schützt das Grundwasser.
In der Sommerhitze schützen die Bäume den Boden vor Austrocknung und verbessern das Mikroklima für die Kulturen im Unternutzen. Ebenso aktivieren sie das Bodenleben und erhöhen die Nützlingsdichte.
Darüber hinaus binden Agroforst-Systeme Kohlenstoff aus der Luft in Form von Holz und organischer Bodensubstanz.
Ergebnisse Feldversuch Vitiforst, Winzerinfo vom 11. November 2021
Förderprogramme:
Interessengemeinschaft Agroforst
Die IG Agroforst ist ein Zusammenschluss interessierter Personen aus Beratung, Praxis und Forschung.
Fachinformationen Agroforst und Vitiforst
Die folgende Stichwortliste gibt Antworten auf häufige Fragen zu Agroforst und Vitiforst (Reben in Kombination mit Bäumen). Die Empfehlungen stammen aus der Agridea-Praxishilfe «Agroforstsysteme» sowie aus dem französischen Leitfaden «Agroforesterie et viticulture». Weitere Fachinformationen bietet die Website agroforst.ch.
Die Gründigkeit des Boden ist für Agroforstanlagen auf Ackerland ein zentrales Kriterium und ausschlaggebend für den Erfolg. Für Agroforst geeignete Böden sind bis tief in den Unterboden durchwurzelbar. Ist der Boden sehr flachgründig, zum Beispiel auf felsigem Untergrund, besteht die Gefahr des Windwurfs.
Ackerflächen mit intaktem Drainagesystem sind nicht geeignet. Hier würden die Baumwurzeln im Laufe der Zeit in die Drainageröhren einwachsen und diese zerstören. Aber auch staunasse Parzellen eignen sich nicht, daneben auch frostgefährdete Lagen in Senken oder an Stellen, wo die kalte Luft nicht abfliessen kann.
In Ackerbau-Agroforst-Systemen wird mit einem Baumbestand von ca. 50 Bäumen/ha gerechnet. Die empfohlene Breite der Ackerflächen zwischend den Baumstreifen beträgt 24 m (Übereinstimmung mit den Breiten der gängigen Ackerbaumaschinen). Die Baumstreifen sind in der Regel 2 m breit. Die Baumabstände in der Reihe betragen in Abhängigkeit der Baumart 8 - 12 m.
Will man die Agroforstanlage nach DZV als Hochstamm-Obstgarten mit Qualität anmelden, dann darf der Abstand zwischen den einzelnen Baumreihen max. 30 m betragen.
Die empfohlene Baumdichte in Agroforstsystemen mit Wiesland oder Weide als Unternutzen ist in der AGRIDEA-Hochstammbroschüre dargestellt. Sie richtet sich nach der maximal möglichen Baumdichte zum Bezug von Beiträgen.
Bei Vitiforst-Systemen im Rebbau sind Abstände zwischen den Baumreihen von 24 m bis 30 m empfohlen. Von der Baumreihe zur ersten Rebe sollte ein Abstand von 3 m bis 4 m eingehalten werden.
Idealerweise werden die Baumstreifen quer zum Gefälle und in Nord-Südrichtung gepflanzt. Die Nord-Süd-Ausrichtung hat den Vorteil, dass der Schatten in den Baumstreifen selbst fällt, wenn der Sonnenstand am höchsten ist (Mittagszeit). Pflanzt man die Bäume in Ost-Westrichtung, werden die Unterkulturen deutlich stärker beschattet. Das Kriterium "quer zum Gefälle" ist zwecks Erosionsschutz höher zu gewichten, als das Vermeiden von Beschattung.
Für Agroforst eignen sich die klassichen Hochstamm-Obstbaumarten, sowie Nussbäume und Edelkastanien. Bei der Kombination mit Ackerkulturen, sollten Baumarten gewählt werden, deren Früchte später geerntet werden als die Ackerkultur.
Auch Wildobstarten, wie Speierling, Elsbeere, Vogelkirsche, Wildapfel, Wildbirne und Maulbeerbaum sind in Agroforst-Systemen interessant. Sie liefern gesuchtes Wertholz. Die Früchte lassen sich zu Spezialitäten verarbeiten. Wildobstbäume gelten nach der Direktzahlungsverordnung ebenfalls als Hochstamm-Obstbäume (sofern sie entsprechend ergzogen sind) und sind somit beitragsberechtigt. Eiche, Ahorn oder Linden eignen sich ebenso für die Wertholzgewinnung, sie sind jedoch nicht beitragsberechtigt.
Für die Pflanzung in Rebflächen sind konkurrenzschwache, licht belaubte Bäume und Sträucher geeignet. Typische Baumarten im Vitiforst sind Kopfweiden, Pflaume und Mirabelle, Weinbergpfirsich, Aprikose, Granatapfel, Maulbeer- und Mandelbäume.
Stehen die Bäume im Ackerland, so ist ein Kronenansatz von 1.80 m für den Traktoren- und Maschineneinsatz zu niedrig. Die Stammlänge sollte mind. bei 2 – 2,20 m liegen. Auch für eine spätere Nutzung als Wertholz muss die Stammlänge höher sein.
Das Holz von Wildobst und Hochstamm-Obstarten zählt zu den edelsten Hölzern überhaupt. Auf dem Holzmarkt sind Stammlängen erst ab 3 m für die Furnierholzgewinnung interessant. Bei einer gemischten Nutzung Obst/Holz gilt es also einen Kompromiss zu finden zwischen einer adäquaten Stammlänge, die eines Tages als Wertholz vermarktbar ist und der Erreichbarkeit der Krone für Pflegearbeiten und die Obsternte.