Durch das warme Wetter im September und in der ersten Oktoberhälfte sind vielerorts noch grosse Mengen an Gras gewachsen. Nun stellt sich die Frage, wie das Herbstgras in der Fütterung optimal eingesetzt werden kann.
Herausforderung Herbstgrassilagen
Herbstgras weist im Vergleich zum Gras der ersten Nutzung deutlich höhere Rohproteingehalte bei tieferen Energiegehalten auf. Diesem Umstand muss bei der Fütterungsplanung Beachtung geschenkt werden, um hohe Milchharnstoffwerte und somit Proteinüberschüsse zu vermeiden. Auch die hohe Proteinabbaubarkeit der Herbstgrassilagen dürfen nicht ausser Acht gelassen werden. Aufgrund der Milchsäure wird ein beträchtlicher Teil des Rohproteins bereits im Pansen zu Aminosäuren abgebaut, also "vorverdaut". Damit die Pansenmikroben diese Aminosäuren optimal verwerten können, ist pansenverfügbare Energie nötig. Futtermittel, die pansenverfügbare Energie liefern, sind zum Beispiel lange gelagerte Maissilage (mit fortschreitender Lagerdauer verschiebt sich der Anteil pansenstabiler Stärke zu pansenverfügbarer Stärke). Ebenfalls geeignete Energieträger wären Getreideprodukte und Dextrose, um die Pansensynchronität sicherzustellen.
Herbstgrassilagen weisen häufig sehr tiefe TS-Gehalte auf. Von solch feuchten Silagen muss die Menge im Futtermischwagen nach oben korrigiert werden, sodass die Kühe genügend hohe TS-Mengen verzehren können. Damit ein genügend grosser TS-Verzehr trotz Herbstsilage möglich ist muss die FS-Menge erhöht werden. Nicht nur der hohe Wassergehalt, auch die fehlende Strukturwirkung stellt eine Herausforderung dar. Um dünnem Kot, Pansenübersäuerungen und tiefen Milchfettgehalten vorzubeugen, sollte Herbstgrassilage entweder mit strukturreicher Frühlingsgrassilage oder mit einem gut strukturierten Heu ergänzt werden.
Hoher Wühlmausbefall in den Grasbeständen und ungünstige Bodenbefahrbarkeit führen besonders im Herbst zu Erdverschmutzungen des Grundfutters. Eine gewisse Menge an Rohasche im Futter ist nicht vermeidbar, jedoch sollte Seite 2 der Rohaschegehalt in Grassilagen nicht höher als 110g pro kg TS betragen. Rohasche liefert keine Nährstoffe und verdünnt somit den Energie- und Nährstoffgehalt des Futters. Erhöht sich der Rohaschegehalt um 10g/kg TS, sinkt der Energiegehalt um 0.1MJ NEL/kg TS. Die Folgen davon reichen von Energiemangel aufgrund tieferer Nährstoffdichte über tiefere Grundfutteraufnahme aufgrund schlechter Schmackhaftigkeit bis zu verschiedenen Gesundheitsproblemen aufgrund von Clostridien. Diese Bakterien kommen überall im Boden vor, somit steigt die Anzahl mit steigendem Rohaschegehalt. Clostridien leben ohne Sauerstoff, sie können sich also sowohl in der Silage als auch im Verdauungstrakt der Wiederkäuer vermehren. Clostridien bilden Gase, Giftstoffe und Sporen. Die Sporen sind für Spätblähungen von Käse verantwortlich, während die Giftstoffe zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen bei den Kühen führen. Je nach Art der Clostridien reichen die Symptome von Durchfall über Lähmung der Pansen-Darm-Motorik bis hin zu Festliegen mit plötzlichen Todesfällen.
Zur Vermeidung solcher unerwünschten Nebenerscheinungen ist es also insbesondere im Herbst wichtig, die Silierregeln zu beachten und auch die Erntemaschinen nicht zu tief einzustellen. Generell gilt, dass immer nur einwandfreies Futter in die Futterkrippe gelangen sollte, denn auch Galtkühe und Rinder sind keine Verwerter für minderwertige Silagen.