Aktuell sieht es noch gar nicht danach aus, aber die sonnigen Wochen enden bald und die Wintersaison beginnt mit allem was dazugehört. In Bezug auf die Kälber - und Beefhaltung bedeutet dies, dass vermehrt Infektionen mit Kälberflechte zu beobachten sind. Erreger der Kälberflechte ist der Hautpilz "Trichophyton verrucosum". Von der Trichophytie betroffen sind vor allen Kälber und Jungtiere, aber auch Kühe können das Krankheitsbild zeigen, wenn sie zuvor noch nie mit dem Erreger in Kontakt gekommen sind sowie ein schwaches Immunsystem haben.
Rinderflechten - jetzt im Auge behalten
Krankheitsausbruch vermeiden
Es gibt einige Faktoren, die einen Ausbruch der Rinderflechte begünstigen. So bevorzugt der Pilz ein feuchtwarmes Stallklima sowie hohe Luftfeuchtigkeit. Diese Bedingungen herrschen häufiger im Winter in Kälberställen. Empfindlich ist er jedoch gegen UV-Bestrahlung. Ein weiterer begünstigender Faktor ist ein Befall mit Hautparasiten wie zum Beispiel Läuse. Diese impfen den Erreger regelrecht in die Haut ein. Aber auch Nagetiere wie Mäuse tragen die Pilzsporen rasch in andere Stallbereiche weiter. Ausserdem bevorzugt er Dunkelheit. Enge Liegeflächen und Fressplätze, an denen sich die Tiere drängen, fördern ebenfalls die Ausbreitung des Pilzes.
Welche Vorbeugemassnahmen können getroffen werden?
- Trockenes Stallklima und eine regelmässige und gute Durchlüftung sicherstellen.
- Viel Licht an die Tiere lassen. Die UV-Bestrahlung des Sonnenlichts tötet die Erreger ab. In Ställen können teilweise auch UV-Lampen eingesetzt werden.
- Den Tieren viel Platz mit entsprechend dimensionierten Liegeflächen anbieten. Futterstellen und Fressplätze sollten ebenfalls gut erreichbar und in ausreichender Zahl vorhanden sein.
- Gute Stallhygiene sicherstellen. Verschmutzte Kratzbürsten sollten ausgetauscht oder gründlich gereinigt werden, Stalleinrichtungen sind ebenfalls regelmässig zu reinigen und zu desinfizieren.
- Krippenreste und Mist als Brutstätten für Fliegen und andere Insekten stets beseitigen, damit diese den Erreger der Rinderflechte nicht übertragen können.
- Insekten und Schädlinge im Stall- und Futterbereich stets bekämpfen.
- Defekte Stalleinrichtungen reparieren, damit durch scharfe Kanten keine Hautschäden verursachen werden.
Im Übrigen geht es nicht nur um die Gesundheit der Tiere. Die Rinderflechte ist eine sogenannte „Zoonose“. Das bedeutet, dass sie auch auf den Menschen übertragbar ist.
Eine wesentliche Voraussetzung ist auch der allgemeine und individuelle Zustand der Tiere. Sind die Beefs und Kälber kerngesund und verfügen sie über eine intakte Immunabwehr, hat der Pilz es schwer die Rinderflechte zum Ausbruch zu bringen. Eine artgerechte Haltung, gute Pflege sowie optimale Fütterung und Versorgung der Tiere ist zentral zur Verhinderung von Rinderflechte.
Immunität stärken
Ein intaktes und starkes Immunsystem der Tiere hilft, die eindringenden Erreger abzuwehren und kann die Infektion sowie den Ausbruch der Rinderflechte verhindern. Die optimale Fütterung und Versorgung der Tiere mit den notwendigen Nährstoffen sind dafür wesentliche Voraussetzungen. Genauso wichtig wie eine artgerechte Haltung welche Stress bei den Tieren vermeidet.
Unteranderem sind folgende Punkte zu Vorbeuge zu beachten:
- Bei der Fütterung auf optimale Qualität und Menge der Futtermittel achten
- Vitamin- und Mineralstoffmangel verhindern, insbesondere Vitamin-A-Mangel erleichtert die Infektion
- Stoffwechselstörungen vermeiden
- Fütterungsstress vermeiden. Möglichst wenig Futterwechsel und grosszügige Fressplätze anbieten
- Gute Wasserqualität sicherstellen
- Stress vermeiden (Transport, Umstallen, Belegdichte, Futterumstellung beachten)
- Zu langes Haarkleid im Winter kürzen, verkrustetes Fell vermeiden
- Tiere regelmässig durch den Bestandestierarzt kontrollieren lassen
- Einschleppen von Rinderflechte in den Bestand durch neue Tiere vermeiden
Sind die oben genannten Punkte erfüllt und ist die Haltung der Tiere optimal, hat die Rinderflechte kaum Chancen sich zu verbreiten. Dennoch besteht die Gefahr, dass der Erreger durch zugekaufte Tiere in den Bestand eingeschleppt wird. Daher sollte folgendes beachtet werden:
- Beim Zukauf von Tieren detailliert auf erste Anzeichen einer möglichen Rinderflechten-Infektion achten. Zum Beispiel durch schon erkennbare einzelne aufgestellte Haarbüschel.
- Keine erkennbaren kranken Tiere zukaufen. Zusätzlich zur offensichtlichen Erkrankung an Rinderflechte könnten diese Tiere durch das geschwächte Immunsystem auch weitere Krankheiten in den Bestand einschleppen.
- Durch vorbeugendes Impfen den Ausbruch von Rinderflechte verhindern.
Letztendlich sind alle oben aufgeführten Massnahmen in jedem Fall sinnvoll, um der Rinderflechte kein Raum zur Ausbreitung zu geben. Bei übermässigem Flechtenproblem kann eine Impfung der Tiere in Betracht gezogen werden. Sinn einer Impfung ist, einen möglichen Ausbruch der Krankheit zu vermeiden indem eine gute Immunität aufgebaut wird. Die Impfstoffe gegen die Rinderflechte sind genau auf diese prophylaktische Anwendung ausgerichtet. Die Impfung erfolgt in der Regel beim einzelnen Tier zweimalig innerhalb von 10 bis 14 Tagen. Nach etwa 4 Wochen hat das Tier dann eine Immunität gegen die Rinderflechte entwickelt, die über mehrere Jahre und häufig auch lebenslang Bestand hat.
Vorbeugung und Bekämpfung der Rinderflechte sowie allen anderen Krankheiten ist wichtig, um gesunde, frohwüchsige und robuste Tiere im Stall zu haben. Nur so können maximale Leistungen erreicht und wirtschaftliche Ausfälle vermieden werden.
Autor
