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Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
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Melasse – zu (Un)recht verteufelt?

Melasse ist wegen des hohen Zuckergehalts bei vielen Pferdebesitzer/innen verpönt. Um zu beurteilen, ob Melasse in der Pferdefütterung tatsächlich gemieden werden sollte, muss genauer hingeschaut werden.

Was ist Melasse?

Mineralfutter Marstall Force

elasse ist ein Nebenprodukt, das bei der Verarbeitung von Zuckerrüben oder Zuckerrohr entsteht. Es ist eine zähflüssige, bräunliche und klebrige Flüssigkeit mit einem Trockensubstanz-Gehalt von etwa 76 %. Melasse weist in der Trockensubstanz (TS) einen Zuckergehalt von rund 50 % und etwa 8 % Rohprotein auf. Das Rohprotein in der Melasse besteht aus vorwiegend nicht eiweissartigen Stickstoffverbindungen, die fürs Pferd nur marginal verdaulich sind. Betrachtet man die enthaltenen Mineralstoffe, so sticht der hohe Gehalt an Kalium (35 g/kg TS) und Natrium (6 g/kg TS) ins Auge. Währenddem über das Grundfutter (Gras, Dürrfutter) stets genügend Kalium aufgenommen wird, ist der hohe Natriumgehalt in Melasse ein Vorteil. Natrium ist in den gängigen Futtermitteln nur in geringen Mengen vorhanden, was eine gezielte Ergänzung – insbesondere bei arbeitenden, resp. schwitzenden Pferden – nötig macht.

Als Zusatzstoff im Mischfutter bietet Melasse verschiedene Vorteile. Melasse wird gerne gefressen und eignet sich daher, um die Schmackhaftigkeit eines Futtermittels zu verbessern. So kann Melasse beispielsweise für ein schmackhaftes Mineralfutter sorgen, das auch ohne Beigabe von Kraftfutter gerne gefressen wird. Durch die klebrige Konsistenz eignet sich Melasse als Bindemittel, um für stabile Pellets zu sorgen und den Staub in Futtermischungen zu binden. So kann eine übermässige, für den Atmungsapparat belastende Staubbildung im Futtertrog vermieden werden. Durch den hohen Zuckergehalt liefert Melasse mit zirka 13.8 MJ VEP pro kg TS viel und leicht verdauliche Energie.

Zuckerüberschuss durch Melasse?

Agroscope empfiehlt bei Pferden einen Höchstgehalt von Melasse in Mischfutter von 6 % der verzehrten TS. Deutlich höhere Gehalte sind aufgrund der klebrigen Eigenschaft und des hohen Wassergehalts technisch ohnehin nicht umsetzbar. Füttert man einem Pferd 110 g eines Mineralstoffs mit 6 % Melasse, so liefert dies etwa 7 g Melasse, was 3.5 g Zucker entspricht. Ein Pferd, das 8 kg TS Heu mit einem durchschnittlichen Zuckergehalt von 80 g/kg TS frisst, nimmt übers Heu 640 g Zucker auf. Die Zuckeraufnahme durch die Melasse im Mineralfutter ist im Vergleich zu Heu also verschwindend klein. Dazu kommt, dass viele Futtermittelhersteller weniger als 6 % Melasse einsetzen. Vorsicht geboten ist bei Pferden mit Erkrankungen wie Polysaccharid Speichermyopathie (PSSM), Equines Metabolisches Syndrom (EMS), Equines Cushing (PPID) oder Hufrehe. In diesen Fällen macht eine zuckerreduzierte Fütterung und damit der Verzicht auf Melasse im Futter Sinn. Bei gesunden Pferden ist ein Verzicht auf Melasse jedoch nicht angezeigt und es kann von den Vorteilen von Melasse als Mischfutter-Zusatzstoff profitiert werden.

Autorin

Achermann Luisa

Tierhaltung

Luisa Achermann
062 855 86 09 luisa.achermann@ag.ch
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Liebegg 1
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