zur Startseite zur Hauptnavigation zum Hauptinhalt zum Kontaktformular
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Zurück

Der Leber Sorge tragen

Die Leber ist das wichtigste Stoffwechselorgan und somit die Schlüsselstelle für eine Vielzahl von Funktionen. Dazu gehören Stoffwechsel- und Speicherfunktionen, hormonelle Vorgänge aber auch Vorgänge rund um das Immunsystem.

Eine wichtige Aufgabe der Milchkuh-Leber ist die Synthese von Glukose. Im Pansen vorhandene Stärke und Zellulose wird mit Hilfe der Pansenmikroben zu flüchtigen Fettsäuren abgebaut und dann in der Leber zu Glukose umgewandelt. Diese Glukose dient der Kuh einerseits als Energielieferant und andererseits bildet sie die Vorstufe der Laktose (Milchzucker) und beeinflusst somit die Milchmenge.

Eine geschädigte Leber ist von aussen nicht zu erkennen. Verminderte Leistung, Fruchtbarkeitsprobleme, erhöhte Anfälligkeit auf Krankheiten und ein struppiges Fell können aber auf eine geschädigte Leber hindeuten.

Herausforderung Startphase und Herbst

Nach dem Abkalben nimmt der Verzehr nicht in der gleichen Geschwindigkeit zu wie die Milchmenge, was zu einer negativen Energiebilanz führen kann. Um der mangelnden Futteraufnahme entgegenzuwirken, beginnt die Kuh Körperfett abzubauen. Wird dieser Körperfettabbau übermässig, erfolgt eine Ketose und einhergehend eine Leberverfettung.

Eine verfettete Leber kann ihre Aufgaben nicht mehr effizient durchführen und macht die Kühe anfälliger auf Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Fruchtbarkeitsstörungen, Klauenerkrankungen und Euterentzündungen.

Insbesondere im Herbst wird die Leber vermehrt belastet. Durch das proteinreiche Herbstgras fällt im Pansen vermehrt Ammoniak an, welches die Pansenmikroben nicht aufnehmen und der eigenen Proteinsynthese zuführen können. Das überschüssige Ammoniak muss via Leber zu Harnstoff entgiftet werden. Dieser Vorgang senkt einerseits die Abwehrkraft der Leber und benötigt andererseits Energie. Insbesondere Kühe in der Startphase drohen dadurch vermehrt an einer Ketose zu erkranken. Kühe und Rinder bei hohem Harnstoffgehalt trächtig zu bringen ist eine Herausforderung. Denn infolge des Proteinüberschusses ist der Harnstoffgehalt auch im Scheidensekret, dem Brunstschleim und der Follikelflüssigkeit rund um die Eizelle erhöht. Ausserdem sinkt der pH-Wert und die Konzentration der Mineralstoffe im Nährschleim der Gebärmutter. Dies erschwert häufig das Anwachsen des Embryos und führt deshalb zum embryonalen Frühtod und einer schlechteren Trächtigkeitsrate.

Vorbeugung für eine lange Nutzungsdauer

  • Verfettung der Kühe in der Produktionsphase und Galtphase verhindern
    • Kühe mit guter Persistenz züchten
    • Body Condition Score (BCS) der Kühe im Auge behalten
    • Bei steigendem Milcheiweissgehalte Kraftfutterzuteilung reduzieren
    • Eventuell früheres trockenstellen und Wechsel auf Trockensteherration in Betracht ziehen
    • Bei Ketoserisiko Propylenglykol verabreichen
  • Belastung der Leber durch Proteinüberschuss verhindern
    • Ausgeglichene Ration verabreichen
    • Besonderen bei Herbstgrasfütterung auf eine genügende Energieversorgung z.B durch Mais oder Getriedemischung achten
    • Harnstoffwert Milch zwischen 18 und 25mg/dl halten
  • Belastung und Schwächung der Leber durch übermässigen Medikamenteneinsatz verhindern
    • Früherkennung und frühes Reagieren dank guter Tierbeobachtung
    • Leistungs- und wiederkäuergerechte Ration verabreichen
    • Stress vermeiden, da dies das Auftreten von Krankheiten begünstigt
  • Parasitenbefall (kleiner und grosser Leberegel) der Leber vorbeugen
    • Auszäunen von vernässten Stellen auf der Weide
    • Mähweide betreiben, um den Parasitendruck zu reduzieren

Eine Leberkur aus Heilpflanzen und Kräutern eignet sich zur Stärkung und Entgiftung der Leber

4 Teile Wermutskraut, 7 Teile Bockshornkleepulver, 2 Teile gelber Enzianwurzel, 4 Teile Löwenzahnwurzel und 4 Teile Brennesselblätter in einem 1L Massbecher abmessen und mischen. Während zwei Wochen zweimal täglich zwei Löffel der Mischung (ca.30g) über das Futter geben.

Autorin

Wyss Vanessa

Tierhaltung

Vanessa Wyss
062 855 86 82 vanessa.wyss@ag.ch
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Liebegg 1
5722 Gränichen, CH
062 855 86 55
info@liebegg.ch