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Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
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Integration von Equiden in der Gruppenhaltung

Pferdegruppe im Stall

Knapp 50 % der Equiden in der Schweiz leben in Gruppenhaltung, die Tendenz ist steigend. Das veranschaulicht das wachsende Bedürfnis, den Pferden mehr Bewegung und Sozialkontakt zu ermöglichen. Die Mehrheit der Betriebe hält neben eigenen auch betriebsfremde Equiden. Bei der Pensionspferdehaltung kommt es aufgrund von Stallwechseln regelmässig zu einer Neuzusammensetzung der Herde. Dies ist sowohl für die neu ankommende Pferde als auch für die Pferdehaltenden eine grosse Herausforderung. Wird ein neues Pferd in eine bestehende Gruppe eingegliedert, spricht man von Integration. Dies ist ein Prozess und bedarf genügend Zeit und einem sorgfältigen Vorgehen. Als Herdentiere haben Pferde untereinander eine klare Hierarchie. Stösst ein fremdes Pferd dazu, dann muss die Hierarchie neu konstelliert werden. Dies kann zu aggressivem Verhalten unter den Pferden führen, was ein Verletzungsrisiko darstellt. Der ganze Eingliederungsprozess verlangt viel Know-how sowie ein wachsames Auge von den Tierhaltenden.

Wie integrieren?

Bewährt hat sich eine separate Eingliederungsbox, welche direkt an die Gruppenhaltung grenzt. Die Trennwand der Boxe zur Herde sollte den Blickkontakt zur Herde und das Beschnuppern ermöglichen. Nachdem sich die Pferde über die Boxenwand hinweg kennenlernen konnten, sollte das neue Pferd die Möglichkeit erhalten, den Liege-, Fress- und Auslaufbereich allein in Ruhe auszukundschaften. Dies ist wichtig, damit sich das neue Pferd bereits im Stall zurechtfindet und beim Zusammenführen mit der Herde die Fluchtwege kennt. Anschliessend an das Auskundschaften kann das neue Pferd mit einem toleranten Mitglied der bestehenden Herde zusammengeführt werden. Anschliessend können allmählich auch die restlichen Pferde der Herde dazu gelassen werden. Bei guten Bodenverhältnissen eignet sich dazu am besten die Weide. Durch das Gras sind die Pferde vor allem mit Fressen beschäftigt, wodurch es weniger Rangeleien gibt. Weiter können sich die Pferde auf der Weide besser aus dem Weg gehen als im Stall. Wenn sich die Herde mit dem neuen Pferd auf der Weide ruhig verhält, dann kann es auch im Stall stundenweise zur Herde gelassen werden. Am Anfang empfiehlt es sich, das Pferd zum Fressen und über die Nacht noch zu separieren. Das gewährleistet eine ausreichende Futter- und Wasseraufnahme sowie Ruhe zum Erholen. Solange das neue Pferd in der Herde noch gestresst ist, wird es sich nämlich kaum trauen, sich hinzulegen. Schritt für Schritt kann die Zeit in der Herde erhöht werden bis schlussendlich auch die Nächte in der Herde verbracht werden können. Eine Überwachungskamera im Liegebereich erlaubt es, zu überprüfen, ob sich alle Pferde hinlegen. Liegen ist zwingend nötig für den REM-Schlaf. REM-Schlafmangel führt zu Pseudonarkolepsie, bei der die Pferde beim Dösen im Stehen immer wieder mit den Vorderbeinen einknicken oder komplett zusammensacken.

Wie lange dauert das Integrieren?

Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass ranghöhere Tiere einfacher zu integrieren sind als rangniedrigere Tiere. Die Dauer der Integration kann individuell stark variieren, von wenigen Tagen bis mehrere Monate. Das Tempo wird von der Herde und vom neuen Pferd vorgegeben und sollte respektiert werden. Mit gutem Gespür für die Tiere und sorgfältigem Vorgehen beim Integrieren wird der Stress für die Tiere reduziert und die Integration verläuft einfacher.

Autorin

Achermann Luisa

Tierhaltung

Luisa Achermann
062 855 86 09 luisa.achermann@ag.ch
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Liebegg 1
5722 Gränichen, CH
062 855 86 55
info@liebegg.ch