Idealerweise finden die Kälber möglichst schnell nach der Geburt das Euter ihrer Mutter. Die Kälber müssen möglichst schnell, so viel wie möglich und in guter Qualität Kolostralmilch trinken. So kann man die Kolostrumverabreichung zusammenfassen. Dabei sollten folgende Hinweise beachtet werden:
Maximum in den ersten Lebensstunden
Die Liter- und Zeitangaben für die optimale Kolostrumversorgung variieren immer ein wenig, doch im Prinzip sind sich alle Fachpersonen einig: je schneller desto besser und je mehr, desto besser!
Kälber beobachten, Kolostrum aktiv geben
Es ist besonders wichtig, die Biestmilchaufnahme zu kontrollieren und die Kälber gut zu beobachten. Das Kolostrum ist für die gesunde Entwicklung der Kälber essenziell. Wird die Kolostrumaufnahme nicht überwacht, nimmt etwa die Hälfte der Kälber deutlich zu wenig oder zu spät Biestmilch auf.
Qualität der Biestmilch in den ersten 2 Stunden am höchsten
Die Schnelligkeit der Verabreichung der Kolostralmilch ist im Hinblick auf die Qualität entscheidend. In den ersten ein bis zwei Stunden nach der Geburt ist die Konzentration der Antikörper in der Biestmilch am höchsten. Danach nimmt der Anteil der Immunglobuline kontinuierlich ab. Auch durch den Verdünnungseffekt sinkt der Antikörpergehalt in der Milch. Dies vor allem bei Kühen, die eine hohe Milchleistung nach der Geburt ausweisen. Kolostrum sollte daher zügig von den Kälbern getrunken werden.
Drenchen nur im Notfall
Die Verabreichung des Kolostrums durch Drenchen sollte nur durchgeführt werden, wenn ein Kalb nicht freiwillig trinkt (selbstständig am Euter oder per Nuggi am Schoppen). Das Vorgehen dient als Notlösung zum Beispiel, wenn ein Kalb keinen Schluckreflex hat. Wichtig: Das Drenchen muss absolut korrekt durchgeführt werden. Keinesfalls darf der Schlauch versehentlich in die Luftröhre geführt werden, denn Milch in der Lunge ist fast immer tödlich. Drenchen sollte daher nur von erfahrenen Personen durchgeführt werden.
Biestmilch in den ersten Lebenstagen
Die Biestmilch hat auch nach den ersten Lebensstunden seine Wirkung. Zwar ist die Blut-Darm-Schranke geschlossen, doch die Antikörper können im Darm selbst lokal wirken und zum Beispiel Durchfallerreger direkt abwehren.
Biestmilch-Vorrat anlegen
Auch Mutterkuhbetriebe sollten ein Vorrat an Biestmilch von Kühen aus dem eigenen Bestand eingefroren haben. Das überschüssige Kolostrum einer älteren, bereits lange im Bestand lebenden Kuh kann dann portionsweise in 0,5 bis 1.5 l grossen Beuteln oder Plastikflaschen eingefroren werden. Vorräte sollten zwingend datiert werden. Kolostrum ist bei -20 °C ein Jahr lang haltbar. Zur Verwendung der Reserven muss die gefrorene Biestmilch vorsichtig im Wasserbad bei maximal 40 °C aufgetaut werden. Höhere Temperaturen können die hitzeempfindlichen Antikörper zerstören.
Qualität der Biestmilch mit Kolostrometer überprüfen
Um die Qualität der Biestmilch zu überprüfen, empfiehlt sich der Einsatz eines Kolostrometers. Auf diese Weise kann der Antikörpergehalt über eine Dichtemessung der Milch überprüft werden. Auch die Prüfung mit einem Refraktometer ist möglich. Dabei wird vom Lichtbrechungsvermögen der Milch auf die Qualität Rückschluss genommen.
Überprüfung via Blutproben
Um die Qualität der Kolostrumversorgung bei Jungtieren zu überprüfen, kann mittels Blutprobe bei Kälber / Beef der Gesamtproteingehalt ermittelt werden. In Problemfällen lohnt es sich jährliche Blutproben von gesunden Kälbern zu nehmen und analysieren zu lassen. Auf diesem Weg können Rückschlüsse auf die Kolostrumqualität und Trinkverhalten der Kälber gezogen werden. Um das Erkrankungsrisiko tief zu halten, sollte der Gesamtproteingehalt mindestens 55 g/l Blutserum betragen.