Die Ablammsaison beginnt in wenigen Wochen. Die Erstversorgung der Lämmer nach der Geburt ist entscheidend für einen gelungenen Start ins Leben. Dabei ist die Kolostrumversorgung die wichtigste Massnahme zur Immunprophylaxe.
Ein neugeborenes Lamm besitzt noch keine Antikörper bzw. Immunglobuline (IgG) und ist den Mikroorganismen in der Umwelt machtlos ausgesetzt. Durch eine ausreichende und rechtzeitige Aufnahme des Kolostrums erlangt das Lamm eine passive Immunität. Je nach Versorgungslage der Aue, Stress, etc. kann der Antikörpergehalt im Kolostrum stark schwanken. Wird ein Antikörpergehalt von 50 g IgG/l Kolostrum erreicht, weist die Milch eine gute Qualität auf. Das Ausmelken des Kreatininpfropfs nach dem Ablammen inkl. optischer Beurteilung der Milch (frei von Flocken, keine wässrige Milch) ist sinnvoll. Wenn die Milch sichtbar verändert ist, weist sie einen reduzierten Anteil an IgG auf. In diesem Fall auf tiefgefrorenes Kolostrum guter Qualität zurückgreifen.
Normalerweise saugt ein Lamm 15-20 Min. nach der Geburt. Innerhalb der ersten 6 Std. sollte das Lamm das Kolostrum erhalten haben. Die Darmschranke ist nur in den ersten Lebensstunden geöffnet, sodass Antikörper ungehindert aufgenommen werden können. Nach 24 Std. ist die Darmschranke für Antikörper vollständig geschlossen.
Neugeborene mit kalten Ohren und Gliedmassen, die matt herumliegen und noch kein Abgang des Darmpechs festzustellen ist, allesamt Anzeichen, die auf eine ungenügende Kolostrumaufnahme hinweisen. Muss ein Lamm zusätzlich mit der Flasche gefüttert werden, gilt die Faustregel: 50 ml/kg LG. Verweigert das Lamm die Flasche, wird der Schlundrinnenreflex nicht ausreichend gefördert und es kann durch Verschlucken der Milch zu einer Lungenentzündung kommen.
Bei einer Euterentzündung, Mehrlingsgeburt, einer Frühgeburt mit ungenügendem Aufeutern oder durch das Ausliegen der Milch, ist idealerweise im Tiefkühler immer Kolostrum auf Reserve eingefroren. Ersatzweise kann auch auf Kuh- oder Ziegenmilch zurückgegriffen werden. Im Wasserbad bei max. 45 °C wird das Kolostrum langsam aufgetaut. So ist die Qualität in Bezug auf die Antikörper weiterhin gewährleistet.
Nebst einer ausreichenden und rechtzeitigen Kolostrumgabe, spielt die Hygiene rund um die Geburt ebenfalls eine zentrale Rolle. Deshalb sollten stark verschmutzte Bereiche rund um die Scheide sowie am Euter ausgeschoren werden. Es empfiehlt sich auch die Vorderbeine zu scheren, da die Neugeborenen oftmals "vorne" nach dem Euter suchen.