zur Startseite zur Hauptnavigation zum Hauptinhalt zum Kontaktformular
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Zurück

Fütterung von Neuweltkameliden nach der Geburt

Die Fohlensaison ist voll im Gange. Eine bedarfsgerechte Fütterung ist in dieser Zeit von besonderer Bedeutung. Mit dem Beginn der Laktation nach der Geburt benötigt die Stute sehr viele Nährstoffe für die Milchproduktion. Dem hohen Nährstoffbedarf muss mit der Fütterung Rechnung getragen werden, damit der Stoffwechsel in Gang bleibt und die Stute genügend Milch fürs Fohlen produzieren kann. Dies ist nicht zuletzt auch wichtig, damit das Fohlen gesund gedeihen kann.

Auch wenn Neuweltkameliden nicht zu den eigentlichen Wiederkäuern zählen, so funktioniert ihr Verdauungssystem trotzdem ähnlich. Auch Neuweltkameliden käuen wieder. Ihr Magensystem mit den drei Kompartimenten basiert ebenfalls auf Verdauung mittels Mikroorganismen (Kompartimente 1 und 2) und Enzymen (Kompartiment 3). Für eine artgerechte Fütterung muss die Futterration also wiederkäuergerecht sein. Dazu gehören 20-25 % strukturierte Rohfaser, damit die Tiere genügend Wiederkauen und dadurch ausreichend Speichel zur Pufferung vom pH-Wert in die ersten beiden Kompartimente gelangt. Dies kann mit Grundfuttermitteln wie Gras, Dürrfutter, Grassilage oder Stroh erreicht werden. Neuweltkameliden sind exzellente Futterverwerter, weshalb eine reine Grundfutterration grundsätzlich vollständig ausreicht.

Rationengestaltung für die Zuchtstuten

DSC01609

Anders sieht es aus bei Stuten im letzten Drittel der Trächtigkeit oder bei laktierenden Stuten. Diese haben aufgrund der Ernährung vom Fötus, resp. der Milchproduktion einen erhöhten Nährstoffbedarf.

Ab dem 7. Trächtigkeitsmonat steigt der Energiebedarf durch das Wachstum vom Fötus im Bauch der Zuchtstute erheblich an. Zum Erhaltungsbedarf kommt ab dann ein Mehrbedarf von 50 % hinzu. Nach dem Abfohlen ist der Mehrbedarf an Energie je nach Milchleistung rund gleich hoch wie der Erhaltungsbedarf. Eine gute Energieversorgung ist wichtig, damit es zu keiner Ketose kommt. Besteht ein Energiemanko, dann baut die Stute zur Energiegewinnung Körperfett ab. Durch den Abbau von Körperfett entstehen sogenannte Ketonkörper, die die Leber belasten. Betroffene Tiere zeigen nebst der Abmagerung einen verminderten Appetit und eine reduzierte Wiederkautätigkeit, was sich wiederum negativ auf die Nährstoffaufnahme auswirkt.

Der Eiweissbedarf steigt zwar deutlich weniger stark an als der Energiebedarf, muss aber trotzdem beachtet werden. Der Bedarf an Rohprotein in der Futterration steigt gegen Ende der Trächtigkeit von rund 10 %, resp. 12% (Alpakas) auf 14 %, resp. 15 % (Alpakas) an. Während der Laktation bleibt der Bedarf in etwa auf demselben Niveau wie während der Trächtigkeit.

Um diesem Mehrbedarf für die Trächtigkeit, resp. Laktation gerecht zu werden, sollte bestes Grundfutter eingesetzt werden. Weidegras ist hier besonders geeignet, wobei sich für die Zuchtstuten besonders der erste Aufwuchs von ausgeglichenen Beständen eignet. Zur Weide hinzu sollte strukturreiches Dürrfutter von hoher Qualität ergänzt werden. Um die nötige Nährstoffdichte zu erreichen, wird die Ration mit Ergänzungsfutter komplettiert. Geeignet sind Getreide, eiweissreiche Futtermittel wie Lupinen oder Luzernepellets sowie im Handel erhältliche Mischfutter. Die Qualität, resp. die Gehalte vom Grundfutter bestimmen dabei Art und Menge. Beim gräserreichen Bestand kann gegenüber dem kleereichen Bestand von einem tieferen Eiweissgehalt ausgegangen werden, weshalb mehr Eiweiss ergänzt werden muss. Um eine genaue Aussage über das Grundfutter machen zu können, eignen sich Raufutteranalysen. Für eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen ist bei Neuweltkameliden die Zufütterung eines Mineralfuttermittels nötig. Angestrebt wird ein Ca:P-Verhältnis von 1.5 – 2:1. Im letzten Drittel der Trächtigkeit sowie während der Laktation steigt der Mineralstoffbedarf stark an. Besonders zu beachten ist die Versorgung mit Selen. Aufgrund der selenarmen Böden in der Schweiz enthält das Raufutter wenig Selen. Selen ist zentral für die Funktion vom Immunsystem und die Regenerierung der Zellen. Eine mit Selen unterversorgte Stute produziert selenarme Kolostralmilch, wodurch das Fohlen ebenfalls unterversorgt wird. Fohlen mit Selenmangel zeigen eine stark reduzierte Sauglust. Weiter ist die Zinkversorgung für die Gesundheit der Haut von grosser Bedeutung.

Fütterung der Fohlen

DSC01749

Die Futtergrundlage beim Fohlen ist in erster Linie die Milch. Von besonderer Bedeutung ist die Aufnahme von Kolostrum innerhalb 1-2 Stunden nach der Geburt. Dies sorgt für eine optimale Aufnahme von Antikörper (Immunoglobuline) ins Blut, was zentral ist für die Immunabwehr.

Schon bald nach der Geburt beginnen die Fohlen mit der Aufnahme von Raufutter. Dabei ist auf eine gute Futterqualität zu achten. Weidegras und hochwertiges Heu eignen sich gut. Für eine optimale Entwicklung des Vormagensystems (Kompartimente 1 und 2) muss das Futter über genügend Struktur verfügen. Hat sich die Raufutteraufnahme etabliert, so kann mit der Zufütterung von Ergänzungsfutter gestartet werden, um dem zusätzlichen Bedarf für das Wachstum gerecht zu werden. Dabei ist insbesondere auf die fürs Knochenwachstum essenzielle Versorgung mit Kalzium und Phosphor zu achten. Gut geeignet sind im Handel erhältliche Kraftfutter für Fohlen, die entsprechend mineralisiert sind.

Mittels eines Fohlenschlupfs können die Fohlen separat mit hochwertigem Dürrfutter und Kraftfutter gefüttert werden. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn in der Herde noch Wallache, Hengste oder nicht tragende/laktierende Stuten mitlaufen.

Zur bedarfsgerechten Fütterung von Stute und Fohlen gehört ebenfalls die Versorgung mit Trinkwasser. Wasser ist von grosser Bedeutung für das Aufrechterhalten der Körperfunktionen sowie die Thermoregulation. Rund 3-8 % ihres Körpergewichtes nehmen Neuweltkameliden täglich auf. Dazu sollten sie jederzeit freien Zugang zu Wasser von einwandfreier Qualität haben. Bei Fohlen ist darauf zu achten, dass auch sie die Tränke erreichen können.

Autorin

Achermann Luisa

Tierhaltung

Luisa Achermann
062 855 86 09 luisa.achermann@ag.ch
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Liebegg 1
5722 Gränichen, CH
062 855 86 55
info@liebegg.ch