Der Herbst naht, ebenso die Angst vor Blähungen. Nicht selten treten auf den Herbstweiden Pansenblähungen bei Rindern auf.
Wieso kommt es zu einer Pansenblähungen?
Junges und strukturarmes Futter mit einem hohen Proteingehalt, wüchsiges Wetter und Faktoren von Einzeltieren (Pansengrösse, Gier bei der Futteraufnahme etc.) führen im Herbst immer wieder zu Pansenblähungen. Weidebestände, die mehr als 30% Klee aufweisen, sollten nicht geweidet werden. Viel besser werden diese Bestände gemäht und konserviert. Energiearme, eiweissreiche Pflanzen können zu einer Schaumgärung im Pansen führen. Durch die Schaumbildung kann das Gas nicht mehr abgerülpst werden. Eine Kuh produziert pro Stunde zwischen 100 – 200 Liter Gas.
Die Blähungen treten in der Regel erst zwei bis drei Tage nach einer Fütterungsumstellung auf eiweissreiche Grasbestände auf. Zeitlich begrenzter Weidegang verstärkt die Häufigkeit. Ebenfalls Grasbestände, welche noch im Tau oder Reif liegen, begünstigen Schaumblähungen.
Zu was führt die Blähung?
Aufgrund des zunehmenden Pansenvolumens steigt der Druck auf das Zwerchfell, was die Atmung erschwert. Das betroffene Tier frisst nicht mehr, zeigt Schmerzen im Bereich des Bauches (z.B. schlagen an den Bauch), setzt häufig Kot- und Urin ab. Bei fortgeschrittener Blähung führt es zu einer angestrengten und verstärkten Maulatmung, meistens mit vorgestreckter Zunge. Schlussendlich führt es zum Kreislaufzusammenbruch und später zum Tod.
Wie beuge ich eine Pansenblähung vor?
Die Verfütterung von Heu vor dem Weidebeginn regt die Wiederkauaktivität an, was zu einer verstärkten Speichelproduktion führt. Der Speichel enthaltet schaumspaltende Substanzen und kann daher einer Pansenblähung entgegentreten.
Welche Massnahmen ergreife ich im Fall der Fälle?
Im Notfall können je nach Schweregrad der Blähung verschiedene Massnahmen eingeleitet werden. Bei einer leichten Blähung hilft es, das Tier mit der Vorderhand höher zu stellen, das hat einen positiven Effekt für das Abrülpsen. Weiter kann Oliven- oder andere Speiseöle verabreicht werden. Andernfalls wird den Tieren ein Stück Holz oder ein Seil in den Mund gebunden, wobei durch das Zungenspiel wiederum die Speichelproduktion angeregt wird.
Und im Notfall?
Im absoluten Notfall kommt der Trokar zum Einsatz. Dabei müssen folgende Punkte zwingend beachtet werden. Für erwachsene Rinder sollte ein ca. 40cm langer Trokar mit scharfer Stilett verwendet werden. Die Einstichstelle liegt eine Handbreite unter den Lendenwirbelquerfortsätzen und eine Handbreite hinter dem Rippenbogen. Sofern es die Dringlichkeit erlaubt, kann die Einstichstelle noch desinfiziert werden. Anschliessend wird der Trokar mit einem Ruck in Richtung des vorderen rechten Ellenbogens eingestochen. Das Gas kann somit kontinuierlich langsam abfliessen, womit auch der Körperkreislauf wieder entlastet wird und sich regulieren kann. Anschliessend muss die Wunde tierärztlich versorgt werden.
Welche Auswirkungen haben hohe Proteingehalte im Futter sonst noch?
Durch die hohe Proteinversorgung vom Herbstgras steigt auch der Harnstoffwert an. Der Harnstoffgehalt wiederspiegelt die Protein- und Energieversorgung der Pansenmikroben und somit auch der Kuh. Angestrebt wird ein Wert zwischen 20 und 30 mg/dl Milch. Steigt der Wert über 30mg/dl Milch besteht ein Überschuss an pansenverfügbarem Protein respektive ein Mangel an pansenverfügbarer Energie. Ein Proteinüberschuss führt bei den Kühen zu dünnflüssigem Kot. Insbesondere leiden Startphasenkühe stärker unter einem Überschuss an Protein als Kühe, die sich in der Produktions- resp. Galtphase befinden. Der im Pansen gebildete Ammoniak wird durch die Leber in Harnstoff umgewandelt. Dieser Prozess belastet die Leber stark und hemmt sie in der Funktion der Entgiftung weiterer Stoffwechselprodukte. Dadurch wir das Tier anfälliger für Infektionskrankheiten, wie z.B. Euterentzündungen.
Der Harnstoffüberschuss äussert sich negativ auf die Brunst aus. Der Harnstoff lässt sich im Brunstschleim, im Scheidensekret, sowie in der Follikelflüssigkeit nachweisen. Ausserdem sinken der pH-Wert und die Mineralstoffversorgung in der Gebärmutterschleimhaut. Die genannten Auswirkungen erschweren das Anwachsen und die Entwicklung der Embryonen in der Frühphase der Trächtigkeit. Symptomloses Umrindern und eine tiefere Trächtigkeitsrate sind die Folgen.
Ganz allgemein sollte Herbstgras mit energiereichen Futtermitteln wie Mais oder Getreide ergänzt werden, um das bestmögliche Verhältnis zwischen verfügbarem Protein und verfügbarer Energie zu erreichen und somit die Effizient der Pansenmikroben auszuschöpfen.
Deshalb ist es unabdingbar, die Fütterung zu kontrollieren und die Milchleistungsprüfungen zu analysieren und ggf. Änderungen vorzunehmen.