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Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
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Weidetetanie bei den Kleinwiederkäuer

Die Schattenseite des schmackhaften Frühlingsgras

Junges Gras enthält oft wenig Magnesium. Unterversorgte Tiere zeigen Leistungsrückgänge, einen steifen Gang bis hin zum Festliegen. Mittels gezielter Mineralstoffversorgung kann der Weidetetanie vorgebeugt werden.

Der erste Aufwuchs im Frühling wird von den Kleinwiederkäuer sehr gerne gefressen. Obwohl die Weidehaltung neben schmackhaftem und kostengünstigem Futter auch viele Vorteile rund um das Tierwohl bringt, birgt sie auch gewisse Gefahren.

Das Frühlingsweidegras kann insbesondere bei laktierenden Milchschafen und Milchziegen zur Weidetetanie führen. Dabei handelt es ich um einen Magnesiummangel. Während bei den Milchkühen die Stoffwechselstörung verbreitet ist, tritt sie bei kleinen Wiederkäuern deutlich seltener auf. Mutterschafe rund einen Monat nach dem Ablammen sind häufiger betroffen als Ziegen oder Schafe ohne Jungtiere, bei denen die Krankheit eine untergeordnete Rolle spielt. Die Stoffwechselstörung kann jedoch auch bei Jungtieren auftreten.

Das schnell wachsende, zuckerreiche und strukturarme Frühlingsgras weist eine ungenügende Menge an Magnesium (Mg) auf. Erst recht, wenn die Futterflächen zusätzlich mit Rindergülle oder Kalium-Nitrat gedüngt wurden. Kalium fungiert als Gegenspieler von Magnesium und setzt dessen Verwertung herab. Wird die Futterumstellung von Stall zur Weide abrupt vorgenommen, besteht vor allem bei Milchschafen und Milchziegen die Gefahr, an einer Tetanie zu erkranken. Die Krankheit kann auch bei Grünfütterung im Stall sowie im Herbst auf der Weide auftauchen. Innerhalb weniger Tage bis Wochen nach dem Weideauftrieb zeigen sich die ersten Symptome. Für Tiere, die längere Märsche oder Transporte hinter sich haben, besteht stressbedingt ein grösseres Risiko, an Weidetetanie zu erkranken.

Tiere, die an dieser Störung des Magnesium-Stoffwechsels leiden, bewegen sich steif und zeigen eine verminderte Futteraufnahme. In schlimmen Fällen führt die Weidetetanie zum Tod, da die Muskeln von lebenswichtigen Organen (z.B. Herzmuskel) bei einem Mg-Mangel verkrampfen.

Vorbeugende Massnahmen

Es ist unabdingbar, ganzjährlich auf eine ausgewogene Magnesiumversorgung zu achten. Ein 70 kg schweres Tier benötigt in der Startphase bei einer Milchleistung von 3 Liter täglich 5 g Mg. Gegen Ende der Laktation liegt der Bedarf bei 3 g Magnesium pro Tag.

Beim Weidestart empfiehlt es sich, einen magnesiumreichen Mineralstoff einzusetzen. Auch eine langsame Fütterungsumstellung während zwei Wochen hilft, einer Tetanie vorzubeugen.

Sollte es trotzdem zu Mangelerscheinungen kommen, wird immer die ganze Herde behandelt. Alle Tiere müssen eingestallt und mit Heu gefüttert werden, da Heu in der Regel einen deutlich höheren Magnesiumgehalt hat. Bei leichten Anzeichen kann Magnesiumoxid über das Futter verabreicht werden. In schweren Fällen muss der Tierarzt beigezogen werden, um Magnesiuminfusionen zu verabreichen.

Autorin

Schibli Lea

Tierhaltung

Lea Schibli
062 855 86 83 lea.schibli@ag.ch
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Liebegg 1
5722 Gränichen, CH
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